Abraham als Vater der Ökumene von Juden, Christen und Muslimen?

 

Konferenz der Pfarrerinnen und Pfarrer im Sprengel Waldeck und Marburg

 

Von Karl-Günter Balzer

Vortrag in der Kilianskirche. Steinacker (links), Propst Helmut Wöllenstein (vorne mitte). (Foto: Karl-Günter Balzer)
Vortrag in der Kilianskirche. Steinacker (links), Propst Helmut Wöllenstein (vorne mitte). (Foto: Karl-Günter Balzer)

Korbach. Wie wäre das, wenn es ein Ökumene der Religionen gäbe? Zumindest müssten sich doch Judentum, Christentum und Islam auf eine gemeinsame Glaubensbasis verständigen können. Schließlich spielt in diesen drei Weltreligionen Abraham eine wichtige, vielleicht tragende Rolle. Könnte das nicht die Basis für ein friedvolles Miteinander sein? Vielleicht auch die Basis für ein geeintes Europa?

 

 

„Welchen Sinn hat die Rede von hat die Rede von den „drei abrahamitischen Religionen?“ –. Propst Helmut Wöllenstein hatte die Pfarrerinnen und Pfarrer des Sprengels Waldeck und Marburg am gestrigen Mittwoch in die Kilianskirche zur Konferenz geladen, um über diese Frage ins Gespräch zu kommen. Eingeladen als Fachreferent war der emeritierte Kirchenpräsident der EKHN, Prof. Dr. Peter Steinacker, Träger des Hessischen Kulturpreises wegen seiner Verdienste um den Dialog der Religionen.

 

Steinacker zeigte viel Verständnis für die Friedenssehnsüchte der Menschen. Er machte aber auch schnell deutlich, dass in einer überaus religiösen Welt allen Religionen, zu denen eventuell auch der Atheismus zu zählen sei, ein aggressives Potential innewohne, das es einzuhegen gelte. Im Blick auf Bibel und Koran arbeitete Steinacker heraus, dass  Abraham in Judentum, Christentum und Islam eine völlig unterschiedliche theologische Bedeutung habe und zog das Fazit: „Eine abrahamitische Ökumene  ist nicht möglich.“

 

Stattdessen entwarf Steinacker die Forderung nach einer Toleranz, die weitergehe als das „Wischi-waschi mancher Bürgermeister“. Die pluralistische Religionstheorie, dass alle Religionen dasselbe Heil wollten, stimme so einfach nicht.  Stattdessen gelte es Differenzen anzuerkennen, zu wahren und im Gespräch miteinander auszuhalten: „Wir müssen den Fremden sein Fremd-Sein lassen.“ Diese Aussage führte später zu einer lebhaften Diskussion, in der als Ziel formuliert wurde, diesen Satz zu überführen in  „dem Anderen sein Anders-Sein lassen.“  Steinacker hielt fest, dass die Grundlage für einen toleranten und friedvollen Umgang der Religionen die Gleichheit vor dem Recht in einem säkularen Staat sei.

Zum Abschluss wurden noch die Delegierten in der Pfarrvertretung der Landeskirche gewählt. Im Amt bestätigt wurden Anja Fülling (Josbach) und Konrad Schullerus (Bottendorf). Sie werden gegebenenfalls vertreten durch Monika Dersch Paulus (Röddenau) und Joachim Simon (Universitätskirche Marburg). (15.05.2014)

Bildgalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer):