Kirche ist, wenn man (trotzdem) lacht

Die Lektoren der Landeskirche trafen sich

Von Karl-Günter Balzer

 

David Friedrich versetzt mit Seifenblasenkünsten die Gottesdienstbesucher in Staunen (Foto: Karl-Günter Balzer).

Niederweimar. Es sollte ums Lachen und um den Humor gehen. Ein Thema, das in der Evangelischen Kirche durchaus nicht sofort im Mittelpunkt steht. Aber die Lektoren der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hatten es in das Zentrum ihres Nachdenkens und auch praktischer Übungen beim diesjährigen Landeslektorentag im Gemeindezentrum von Niederweimar gerückt. Und das war gut so. Auch wenn es über weite Strecken so aussah, als ob zunächst eine Begründung oder Erlaubnis gegeben werden müsse, dass ja auch Christen etwas zu lachen hätten. Auch der vollständige Titel der Veranstaltung hatte einen das Lachen rechtfertigenden Charakter: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Kirche ist, wenn man (trotzdem) lacht“.

 

Erklärungen zu den christlichen Umgangsschwierigkeiten mit dem Humor hatte Dekan Burkhard zur Nieden aus Marburg zur Hand, der darauf hinwies, dass es durch die gesamte Kirchengeschichte immer wieder die Meinung gegeben hätte, dass das Lachen für Christen unangebracht sei. Und auch Pfarrer Uwe Jacubczyk von der Evangelischen Akademie Hofgeismar erwähnte im Hauptvortrag zum Thema den mittelalterlichen Vorbehalt gegenüber dem Lachen, dem ja angeblich die Gottesfurcht fehle. Jacubcuyk, der auch als Kabarettist auftritt, betonte demgegenüber die befreiende, entspannte und gesunde Wirkung des Lachens. Unter Weglassung des eingeklammerten „trotzdem“ erklärte er: „Kirche ist wenn man lacht“. Außerdem habe auch Gott Humor, weil er den Menschen erschaffen habe – und der sei schließlich komisch. Fein unterschied Jacubczyk  zwischen Humor und Witz, erzählte zwischen philosophischen Gedanken über den Humor, immer wieder einen Witz, und hatte damit ein höchst aufmerksames Publikum gewonnen.

 

Einen anderen Zugang wählte Susanna Maibaum in der Predigt. Sie stellte das Staunen in den Mittelpunkt ihres Nachdenkens und fragte „Wann haben Sie zuletzt in der Kirche gestaunt?“ Und dann überließ sie dem Seifenblasenkünstler David Friedrich den Raum, der mit faszinierenden Seifenblasenschöpfungen die Gottesdienstbesucher ins Staunen versetzte. Humor sei erweitertes Staunen, erklärte Maibaum. Und mit Humor und Gottes Hilfe möchten die Lektoren sich für die Zukunft der Kirche einsetzen.

 

Ein Drittel aller Gottesdienste in der EKKW werden ehrenamtlich gehalten, von Lektoren, die Lesegottesdienst halten, die von Pfarrern geschrieben werden, oder von Prädikanten, die nach einer theologischen Ausbildung Predigten selbst formulieren. Dass die Lektoren keine Lückenbüßer seien, darauf wies Propst Helmut Wöllenstein hin. „Das Priestertum aller Getauften wäre ein Geschwätz, wenn es Ihren Dienst nicht gäbe!“, rief er den versammelten Lektoren zu. Und diese antworteten durch ihren Vorsitzenden im Lektorenbeirat, Hartmut Baum: „Wir stehen in diesem Dienst und wir tun ihn gern.“ (27.08.2017)

 

Bildergalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer)