„Ihr seid willkommen!“

 

Netzwerk zur Unterstützung von Asylbewerbern im Kirchenkreis Kirchhain


Von Karl-Günter Balzer

 

Podium vlnr.: Dekan Köhler, Pfr. Wilhelm, Julia Störmer (Fotos: Karl-Günter Balzer)
Podium vlnr.: Dekan Köhler, Pfr. Wilhelm, Julia Störmer (Fotos: Karl-Günter Balzer)

Kirchhain. Gekenterte Boote vor Lampedusa und zahlreiche Menschen, die im kalten Mittelmeer ertranken. Regierungen, die den Fischern unter Strafandrohung verboten, Hilfe zu leisten. Unhaltbare Zustände in Flüchtlingslagern in Südeuropa. Ein Anschlag auf eine Unterkunft von Asylbewerbern in Wohratal. Die Nachrichten der letzten Monate haben die Menschen sensibler gemacht für die Nöte von Asylbewerbern.

 

Der Saal im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchhain war eigentlich etwas klein, um die Menschen zu fassen, die am 29. Januar gekommen waren, um sich für eine bessere Versorgung der Asylbewerber im Kirchenkreis einzusetzen. Vertreter aus Parteien und Politik, evangelischer sowie katholischer Kirche oder einfach nur interessierte Menschen waren zusammengekommen, um sich zu informieren und ein Netzwerk zu gründen. Dekan Hermann Köhler, der gemeinsam mit Pfarrer Rainer Wilhelm und dem Diakonischen Werk Oberhessen (DWO), eingeladen hatte, erinnerte die Versammlung an die Aufforderung der Synode der Landeskirche, sich vor Ort für eine Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern einzusetzen.

 

„Sprache ist ganz oben.“ Julia Störmer von der Flüchtlingsberatung des DWO zeigte das grundlegende Problem vieler Asylbewerber auf. Ein Kurs werde anfangs bezahlt, danach seien sich die Menschen selbst überlassen. Anschaulich wurde dies durch eine Apothekerin erläutert, die von Menschen erzählte, die ohne jede Sprachkenntnis, lediglich mit einem Zettel in der Hand, um Medikamente bäten. Und Störmer ergänzte, dass von Ärzten eine Behandlung ohne einen anwesenden Dolmetscher oft abgelehnt würde, vielleicht auch werden müsste. Aber es dauere oft eine Woche, bis ein Dolmetscher des Gesundheitsamtes zur Verfügung stehe.

 

Störmer führte aus, dass es daneben oft ganz einfache alltägliche Dinge seien, an denen die Fremden scheitern. Nicht nur Ämtergänge und Formulare seien schwierig. Selbst die Frage, ob man ein Dokument einem Briefkasten anvertrauen könne, sei oft kaum einsichtig zu beantworten. Mithilfe bei der Suche von Wohn- und Aufenthaltsräumen sei ebenfalls dringend notwendig.

 

Dass ehrenamtliche Mithilfe dringend geboten ist, wurde durch die Ausführungen der Sozialarbeiterin Hannah Kmiecik  von Landkreis Marburg-Biedenkopf deutlich. Kmiecik, die in einem Team von vier Menschen arbeitet, ist alleine für 250 Flüchtlinge zuständig. Und so entwickelten die Anwesenden im weiteren Verlauf des Abends zahlreiche Ideen, wie konkret geholfen werden könnte. Um Deutschunterricht und Hausaufgabenhilfe zu erteilen  trugen zahlreiche Anwesende in entsprechende Listen ein. Andere waren bereit zu Familienpatenschaften, um Asylbewerber zu begleiten und unterstützen, oder um mit ihnen die Umgebung zu erkunden und sie mit den hiesigen Gepflogenheiten bekannt zu machen. Und wieder andere wollen sich um Begegnungsräume und sportliche Angebote kümmern.

 

Zum Ende wurden weitere Treffen vereinbart, die sich sowohl regional als auch thematisch orientieren. Selbstverständlich seien dabei weitere Menschen willkommen, die sich einbringen möchten. Sabine Barth aus dem Kirchenvorstand von Elnhausen sprach wohl vielen aus dem Herzen als sie festhielt: „Wir sind alle Christen. Und wir stehen dazu, dass ihr hier willkommen seid und bleibt.“ (29.01.2014)