Mit voller Hingabe im Dienst an der Gemeinschaft

 

Reformationsjubiläum der Evangelischen Polizeiseelsorge

 

Von Karl-Günter Balzer

 

Marburg. „Das Wort „Polizei“ kam ziemlich genau zur selben Zeit in Deutschland auf, als sich auch die Reformation ihren Weg bahnte“. Darauf wies der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Prof. Dr. Martin Hein, hin. Das ist sicherlich nicht der Grund für eine eigene Reformationsfeier der Evangelischen Polizeiseelsorge. Aber die Verantwortlichen aus Kirche und Polizei sahen im Jubiläumsjahr einen guten Anlass für einen Gottesdienst und einen Festakt in Marburg als einem der bedeutenden Orte der Reformation. Und so luden sie in die Lutherische Pfarrkirche St. Marien und in den historischen Rathaussaal ein.

 

Dass diese Feier wenig konfessionelles Gepräge haben könnte, war auch schnell klar. „Erst einmal sind wir für unsere Polizistinnen und Polizisten da, wenn sie es denn wollen.“  Mit diesen Worten rückte Landespolizeipfarrer Kurt Grützner (EKKW) die eigentliche Aufgabe der Polizeiseelsorge im Rahmen seiner Predigt in den Blickpunkt. Dies geschieht in Seelsorge, Gottesdiensten und ethischer Bildung. Das alles geschehe in ökumenischer Verbundenheit, ergänzte Grützner.

 

Dass gerade das Angebot der Seelsorge eine unverzichtbare Aufgabe sei, würdigte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Ausdrücklich dankte er den Kirchen, dass sie den Polizistinnen und Polizisten bei ihrem schwierigen und belastenden Dienst zur Seite stünden. Dem schlossen sich in umgekehrter Richtung im Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Präsident der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau (EKHN), Dr. Dr. h.c. Volker Jung sowie Bischof Hein an. „Wir können uns nur freuen, dass diese Arbeit auch von staatlicher Seite so hoch gewürdigt wird!“, erklärte Hein.

 

Eine Einordnung der Polizeiseelsorge in die Erkenntnisse der Reformation nahm der leitende Polizeipfarrer der EKHN, Wolfgang Hinz, in seinem Festvortrag vor: Luther habe erkannt, dass es vor Gott keine frommen Leistungen geben könne. Und so solle der Mensch in seinem Tun der Gemeinschaft dienen.

 

Damit überwand die Reformation die Trennung zwischen hochangesehenem geistlichen Stand und niedriger weltlicher Arbeit.   Diesen Gedanken hatte zuvor schon Kurt Grützner im Gottesdienst aufgenommen. Gemeinsam mit Menschen aus den Beiräten der Polizeiseelsorge setze er ihn in einer Sprechmotette beeindruckend um.

 

„Polizistinnen und Polizisten stehen mit Leib und Seele im Dienst des Gemeinwesens (griechisch:  der „politeia“)“, führte Bischof Hein aus. Eine Würdigung des Polizeidienstes also, der in diesem Verständnis wie alle Arbeit Gottesdienst in der Welt sein will? Ja, aber es ist eine Tätigkeit, die in große Gewissensnöte und persönliche Krisen führen kann. „Darüber (Im Schutz des Seelsorgegeheimnisses) ins Gespräch zu kommen … ist besonderes Anliegen der Polizeiseelsorge – im Vorfeld, aber auch danach“, fasste Polizeipfarrer Hinz den Auftrag zusammen. (20.04.2017)

Bildergalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer)