Nach langen Verhandlungen: Gelassenheit


Gemeinsames Religionspädagogisches Institut (RPI) der beiden evangelischen Kirchen in Hessen eröffnet


Von Karl-Günter Balzer

Der hessische Kultusminister Alexander Lorz. Vorne hören zu Bischof Martin Hein (v.l.n.r.), Kirchenpräsident Volker Jung; Chefredakteur Arnd Brummer, Direktorin Gudrun Neebe (Foto: Karl-Günter Balzer)
Der hessische Kultusminister Alexander Lorz. Vorne hören zu Bischof Martin Hein (v.l.n.r.), Kirchenpräsident Volker Jung; Chefredakteur Arnd Brummer, Direktorin Gudrun Neebe (Foto: Karl-Günter Balzer)

Marburg. „Religion braucht Bildung – Bildung braucht Religion“, mit einer Nebenbemerkung formulierte Studienleiter Matthias Ullrich das Thema des Tages. Feierlich wurde am Samstag (12.09.) das rpi der Evangelischen Kirchen von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und Hessen-Nassau (EKHN) eröffnet. Zukünftig werden Lehrende in Schule, Kirchengemeinden und Kindergärten von dieser Zentrale und acht Filialen mit Lehrmaterialien zur Religionspädagogik versorgt.


Dass es kein einfacher Weg war, die bisher getrennten Einrichtungen der beiden Landeskirchen zu einem Institut zu vereinigen, bekannte die Direktorin des rpi, Pfarrerin Dr. Gudrun Neebe. In jahrelangen Verhandlungen mussten nicht nur inhaltliche und  organisatorische Hürden überwunden werden, sondern ein Team wurde gebildet. Mittlerweile seien Skepsis und Sorge gewichen, freute sich Neebe. Stattdessen könnten nun die Arbeitsbereiche verstärkt werden und sogar im Bereich der Elemantarpädagogik von Kirndertagesstätten und Grundschulen, der Medienpädagogik und des interreligiösen Lernens neu erschlossen werden. Dass tatsächlich ein Team entstanden ist, das miteinander harmoniert, wurde im Festgottesdienst spürbar, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RPI mitgestalteten.


„Sorgt euch nicht“, Bischof Prof. Dr. Martin Hein (EKKW) legte das Jesuswort in seiner Predigt aus und bekannte zugleich, wie schwer das sei, sich nicht zu sorgen. Hein arbeitete heraus, dass Jesus in der Bergpredigt, aus der der Text stammt, als Lehrender auftritt und folgerte, dass Gelassenheit und Gottvertrauen lehr- und lernbar seien. Dies gelte auch angesichts der großen Sorgen unserer Zeit und sei eine wesentliche Aufgabe der Religionspädagogik.


In einem guten Sinn habe Religion immer mit Emanzipation und Freiheit zu tun, stellte der Präsident der EKHN Dr. Volker Jung fest. Jede Religion trage in sich das Potential zum Frieden und zur Gewalt. Ziel der religiösen Bildung sei der mündige Bürger, der zu Toleranz fähig sei und Verschiedenheit akzeptieren könne. Der Religionsunterricht habe seinen im Religionsverfassungsrecht begründeten Platz in der Bildung, stellte Jung fest, und unterstützte ausdrücklich die Einführung von muslimischem Unterricht.

Der hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz (CDU) argumentierte in die gleiche Richtung. Er hob hervor, dass im Hessischen Schulgesetz  die Entwicklung der Persönlichkeit einen vorrangigen Stellenwert genieße.  Dazu gehöre die Vermittlung von Werten und das Einüben von Toleranz. Lorz würdigte die Bedeutung des RPIs für die Zukunftsfähigkeit des Religionsunterrichts.


„Ich bin Atheist. Gott sei Dank!“, Arnd Brummer zitierte eine widersprüchliche Aussage und machte deutlich, dass im Leben viel mehr Religion stecke, als die Leute meinten. Aufgabe der religiösen Bildung sei es, den Leuten „aufs Maul zu schauen“ (Luther) und sie dort abzuholen, wo sie sind. Dass der Chefredakteur des christlichen Magazins Chrismon das selbst gut konnte, nämlich den Leuten aufs Maul zu schauen, wurde in seiner Rede deutlich. Brummer gelang es, die Versammlung mit einfachen klaren Worten in seine Gedanken mitzunehmen. Dabei sparte es selbst die Frage nach der dunklen, unverständlichen Seite Gottes nicht aus und landete schließlich bei dem Bekenntnis: „Das Evangelium ist eine Frohe Botschaft sei - keine Saure Holschuld.“ (12.09.2015)

Bildgalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer)