Auf dem Weg

 

Bischof Prof. Dr. Martin Hein besuchte den Kirchekreis Twiste-Eisenberg

 

Von Karl-Günter Balzer

In der Korbacher Kilianskirche: Bischof Dr. Martin Hein, Dekanin Eva Brinke-Kriebel, Präses Karsten Meyer (Fotos: Karl-Günter Balzer)
In der Korbacher Kilianskirche: Bischof Dr. Martin Hein, Dekanin Eva Brinke-Kriebel, Präses Karsten Meyer (Fotos: Karl-Günter Balzer)

Korbach. Er fahre mit einem ausgesprochen guten Gefühl zurück nach Kassel. Drei Tage hat Bischof Prof. Dr. Martin Hein den Kirchenkreis Twiste-Eisenberg besucht. Sein Dank gilt Dekan Eva Bringe-Kriebel für eine sorgfältige und gelungene Vorbereitung der Bischofsvisitation. Sein Fazit ist überaus positiv. Hein hat von Donnerstagabend bis Sonntagmittagmittag zusammen mit Propst Helmut Wöllenstein einen Kirchenkreis kennengelernt,  in dem es nach seiner Erkenntnis eine hochengagierte kirchliche Klientel gebe.

 

Dies ist bei einer Wanderung mit Prädikanten und Lektoren auf dem Ettelsberg bei Willingen zu spüren. Hein sucht das Gespräch und findet es auf dem Weg. „Es sei gut, hin und wieder die Räume mit den starren Sitzordnungen zu verlassen“, stellt der Bischof fest. Und auch während einer von Lektoren und Prädikanten gehaltenen Andacht wird das Bild einer Kirche auf dem Weg vor Augen gestellt. Präses Karsten Meyer erinnert an Abraham, der sich im Gehorsam und Vertrauen gegenüber Gott auf den Weg ins Unbekannte gemacht habe. „Vertraut den neuen Wegen“, singt dazu die versammelte Gemeinde.

 

Unterwegs im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg will Bischof Hein auch die Lebensumstände der Menschen kennenlernen. 262 Menschen arbeiten bei der Firma Horizont in Korbach. Hein schaut ihnen über die Schulter, sieht zu, während sie Leiterplatten für Weidezaungeräte oder Sicherheitsbaken für Baustellen zusammensetzen. Auch hier sucht er das Gespräch. Steffen Müller und Dirk Trompeter, die beiden Geschäftsführer der weltweit agierenden Firma, erläutern ihre Konzepte, um in einem sich ständig ändernden Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Innovationsteams im Betrieb diskutieren, probieren  und entwickeln Technologien, erschließen neue Märkte. Und die Mitarbeiterschaft identifiziert sich ausgesprochen stark mit ihrem Betrieb, sind sie doch zu einem großen Teil direkt am Unternehmen beteiligt. Dr. Jochen Gerlach vom Referat Wirtschaft-Arbeit-Soziales ist sich mit Bischof Hein einig, dass hier beispielhaft eine alte Idee der evangelischen Soziallehre umgesetzt wird.

 

Auch an der Korbacher Paul-Zimmermann-Schule für Praktisch Bildbare werden neue Wege erkundet. Nina Jonescu, die Leiterin, führt den Bischof durch ein modernes Schulgebäude, in dem 52 behinderte Kinder optimal gefördert werden können. Um Behinderte besser zu integrieren, hat sie gemeinsam mit Ute Moldenhauer, der Leiterin der benachbarten Humbodtschule, ein Konzept entwickelt, das Begegnung und gemeinsame Unterrichtsprojekte von behinderten und nichtbehinderten Schülern ermöglicht. Die beiden Lehrerinnen schildern die positiven Wirkungen auf die Schüler beider Schulen. Gemeinsam mit Bischof Hein sind sie sich aber auch einig, dass weiterhin eine optimale Förderung auch in den jeweiligen Schulformen ermöglicht werden müsse.

 

Was durch die Eigeninitiative von Dorfbewohnern möglich ist, erfährt Martin Hein in der 180-Einwohnergemeinde Dalwigksthal. An einem gemütlichen Holztisch, in rustikalem Ambiente, bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, erläutert Bernd Wecker, wie es zu diesem gemütlichen Raum kam. Eigentlich sollte das Bürgerhaus wegen knapper Finanzen geschlossen werden. Doch daraus wurde nichts, denn im Ort gründete sich eine Genossenschaft, die mit Unterstützung von Kommune und Landkreis das Bürgerhaus in ihre Verantwortung übernahm. Ein Erfolgsmodell entstand, das  Bürgermeister Uwe Stoiber nicht nur eine Einsparung im Haushalt der Gemeinde Lichtenfels ermöglichte, sonder dem Miteinander und dem Engagement der Dalwigksthaler einen merklichen Schub verlieh. Propst Helmut Wöllenstein und Bischof Martin Hein regten an, zu prüfen, ob dies nicht ein Vorbild für die Nutzung von kirchlichen Gemeindehäusern werden könne. Dr. Jürgen Römer vom Fachdienst Landentwicklung des Landkreis Waldeck-Frankenberg wird gemeinsam mit dem Evangelischen Dienst auf dem Lande der EKKW nach Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Räumen und Häusern suchen.

 

Dass dabei die Kirchen eine andere Rolle spielen als die Gemeinderäume, machte der Bischof in einem Vortrag vor der Kreissynode klar. Unter der Überschrift „Die Kirche im Dorf lassen“ erklärte er, dass es dabei sowohl um die Kirchengebäude als um die Erreichbarkeit der Pfarrer gehe. Angesichts des demokrafischen Wandels und der schmaler werdenden kirchlichen Finanzen müsse die Landeskirche bis 2026 ein Viertel der Pfarrstellen abbauen. Es sei klar, dass das kirchliche Angebot dünner werden müsse. Umso wichtiger sei es, das kirchliche Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten - und das sei das Evangelium. Somit stehe der Gottesdienst weiterhin im Zentrum der Arbeit. Ansonsten gelte es, Vernetzungen zu suchen.

 

Ermutigende Worte für den vor der Kirche liegenden Weg fand der Bischof in einer ausgesprochen seelsorgerlichen Predigt zum Abschluss der Visitation. Hein predigte über den mut- und hoffnungslos gewordenen Gotteskämpfer Elia aus dem Alten Testament. Mitten in seiner inneren und äußeren Wüste wird er von Gott gestärkt. „Gott hat noch viel mit uns vor“, rief der Bischof den Menschen in der vollen Kilianskirche zu, denn „wir sind nicht allein auf dem Weg.“  (24.03.2014)

Bildgalerie: Mit Prädikanten und Lektoren auf dem Ettelsberg bei Willingen

Bildgalerie: Betriebsbesichtigung bei der Firma Horizont

Bildgalerie: Dalwigksthal Schule und Kirche

Bildgalerie: Abschlussgottesdienst in der Kilianskirche