Der wichtigste Beruf bringt Sorgen und Dank vor Gott

Landeserntedankfest des Hessischen Bauernverbandes (HBV)

Von Karl-Günter Balzer (Text und Fotos)

Bad Arolsen. Die Stadtkirche und anschließend das Bürgerhaus waren gut gefüllt. Aus ganz Hessen waren Bauern, Politiker, Vertreter aus Kirchen, Verwaltungen und verbundenen Organisationen der Einladung des HBV gefolgt und zum Landeserntedankfest nach Bad Arolsen gekommen. Das Fest fand in diesem Jahr in einer zwiespältigen Atmosphäre statt. In allen Redebeiträgen wurden die Nöte und Sorgen der Landwirtschaft thematisiert. So wurde 2016 die schlechteste Getreideernte seit drei Jahren eingefahren.  Die niedrigen Preise für Lebensmittel, insbesondere der niedrige Milchpreis, decken nicht einmal die Kosten und die Arbeit der Bauern. Das hat bereits dazu geführt, dass etliche Betriebe aufgegeben haben und die Stalltür geschlossen wurde. Und nicht wenige fragen, ob es sich überhaupt noch lohnt, weiterzumachen.

 

 „Können wir aus vollem Herzen danken?“, fragte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Prof. Dr. Martin Hein, in der Festpredigt. Hein sah die schwierige Situation der Landwirtschaft und kam zugleich zum Ergebnis, dass es trotz allem viele Gründe gäbe, auch in diesem Jahr Gott zu danken: „Uns allen hat Gott viel Gutes geschenkt. Er hat seinen Segen auf alles gelegt, was dieses Jahr gewachsen und gereift ist“.  Trotz aller dunklen Wolken, die sich auch in der Weltpolitik zusammenballen, gehe es den Menschen in Deutschland gut. „Wir leben in einem Rechtsstaat und haben so viel, dass wir in der Lage sind, anderen zu helfen.“, hielt der Bischof fest.

 

Der Arolser Pfarrer Gerhard Lueg hatte bereits zu Beginn des Gottesdienstes den anwesenden Bauern gedankt, die den wichtigsten Beruf ausüben würden, weil sie für die Ernährung der Menschen und die Pflege der Kulturlandschaft sorgen. Lueg gestaltete zusammen mit Vertretern der Landjugend, der Landfrauen, der Landsenioren und der Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ der EKKW den Festgottesdienst.

 

Die Sorgen der Landwirte benannte der Präsident des HBV Karsten Schmal in seiner Begrüßungsansprache im Bürgerhaus. Auch er ging noch einmal auf die schlechte Ernte in diesem Jahr ein und stellte klar: „In früheren Jahren hätte das zu Hungersnöten geführt.“ Trotzdem seien die die Regale in den Supermärkten gut gefüllt.  Das sei auch durch den dem gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erreicht worden.

 

Verärgert zeigte sich der Bauernpräsident angesichts der nicht enden wollenden Kritik an der Arbeit der Bauern. Das tue richtig weh. Natürlich müssten Grenzwerte eingehalten werden und tatsächliche Missstände in der Tierhaltung abgestellt werden. Das seien allerdings Ausnahmen, die nicht verallgemeinert werden dürften. Und von den Verbrauchern erwartete der Bauernverband, dass diese sich über faire Preise an den Kosten umweltgerechter Lebensmittelerzeugung und artgerechter Tierhaltung beteiligen. „In Deutschland geben die Verbraucher locker mehrere hundert Euro für einen Grill aus und kaufen dann Fleisch und Würstchen beim Discounter zu Billigpreisen. Das passt nicht zusammen“, stellte Schmal fest.

 

Dem schloss sich die hessische Landwirtschaftsministerin Priska Hinz an, die ebenfalls faire Preise einforderte. Es gehe nicht an, dass die Verbraucher hohe Ansprüche an die Bauern stellen und gleichzeitig nichts zahlen wollen. Eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive für die hessischen Bauern formulierte die Ministerin als Ziel der Landespolitik. (16.10.16)