2500 Menschen feiern die Kirchenmusik in Workshops, Konzerten und Gottesdiensten

Landeskirchenmusiktage und neue Lieder für den Gottesdienst

 

Von Karl-Günter Balzer

Abschlussgottesdienst auf dem Marburger Marktplatz (Foto: Karl-Günter Balzer)

Marburg. Die ganze Vielfalt der Kirchenmusik an einem Wochenende. Das boten die Landeskirchenmusiktage der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Auf Einladung von Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum trafen sich haupt- und ehrenamtliche Kirchenmusiker, um miteinander in Konzerten, Workshops und Gottesdiensten zu musizieren. Und wer bei Kirchenmusik nur an Posaunen, Orgel und Chöre denkt, der konnte so manche Überraschung erleben.

 

Es ging los am Freitagabend mit einem Wandelgottesdienst vom Schloss durch die Oberstadt zur Lutherischen Pfarrkirche, zur Universitätskirche und zur Elisabethkirche. Hatte es am Anfang noch regnerisch ausgesehen, so kamen dennoch 150 Menschen auf den Schlossberg, um den liturgischen Startschuss von Propst Helmut Wöllenstein mitzuerleben. Das verbindende Element des Gottesdienstes war der  139. Psalm, der an den Stationen eine künstlerische Auslegung erfuhr. So begrüßte die Künstlerin Gabi Erne die Feiernden in der Pfarrkirche mit der Süße der Morgenröte in Gestalt von Plätzchen, die sie reichte, und mit dem Salz des äußeren Meeres, das ebenfalls geschmeckt werden konnte. Dazu ließ Ka Young Lee an der Orgel Meeresrauchen und –tosen erklingen. In der Universitätskirche war die Video-Installation „Flügel“ von Stefan Becker Schmitz unter Orgelbegleitung von Bezirkskantor Nils Kuppe zu sehen. In der Elisabethkirche wurde der Gottesdienst mit dem gemeinsamen Lied „I am sailing“ beendet.

 

Am Samstag trafen sich die 250 Musiker und Instrumentalisten in insgesamt elf Workshops. Am Nachmittag waren auf einer offenen Bühne auf dem Marktplatz die unterschiedlichsten Stilrichtungen evangelischer Kirchenmusik zu hören und zu sehen. Die Bandbreite reichte von Posaunen und Chören, zu Gospel, Pop und Hip-Hop. Beim anschließenden offenen Singen erprobten 400 Menschen, darunter viele Passanten, neue Lieder aus der Gesangbucherweiterung EGplus.

 

Vier Chöre konzertierten am Samstagabend in einem zweiteiligen Konzert. Und auch hier war eine enorme Bandbreite zu hören. Da gab es die rythmischen und melodischen Chichester Psalms von Leonard Bernstein, dargeboten von der Kurhessischen Kantorei und einem Kinderchor. Da gab es Gospel im Dialog mit Saxofon und Orgel. Und da war anspruchsvollste Chormusik von Mahler bis Avantgarde zu hören.

 

Der abschließende Höhepunkt des kirchenmusikalischen Festes war der Gottesdienst auf dem Marktplatz am Sonntagnachmittag. Vor 800 Menschen wurden auch hier die neuen Lieder, zum Teil neue Texte mit vertrauten Melodien, gesungen und gespielt. Dabei wurde die Gemeinde von dem Kantor für Popularmusik Peter Hamburger und Band, 80 Bläsern, einem Projektchor und einem 90-köpfigen Kinderchor begleitet. Kirchentagsstimmung stellte sich ein und die Menschen auf dem Platz sangen begeistert mit.

 

Dass die Lieder der Kirche lebendige Lieder seien, stellte Bischof Prof. Dr. Martin Hein in der Predigt fest. Schon Martin Luther habe Texte auf in der Reformationszeit bekannte Melodien gedichtet oder Lieder komponiert, die alle verstanden. Dieser Spur folge auch das EGplus:  „Es geht darum, zu entdecken, wie das Lob Gottes heute ausgedrückt werden kann“ stellte der Bischof fest. Dabei solle das neue Liederheft das Evangelische Gesangbuch (EG) keineswegs ersetzen, sondern erweitern.

 

Landeskirchenmusikdirektor Maibaum ergänzte im Abschlussgespräch, dass mit dem EGplus dem Schatz des Gesangbuches neue Perlen hinzugefügt würden. Im Blick auf die Landeskirchenmusiktage fasste ein hochzufriedener Uwe Maibaum sein persönliches Resümee am Ende des Festes so zusammen: „Wir haben gezeigt und miteinander erlebt, wie quicklebendig evangelische Kirchenmusik heute ist“. (10.09.17)

 

Bildgalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer). Zum Vergrößern bitte anklicken.