Kirchen brauchen für das Pfarramt wissenschaftlich ausgebildete Theologen

Bischof Prof. Dr. Hein betont Bedeutung der wissenschaftlichen Theologie für die Kirche

Von Karl-Günter Balzer

Von links nach rechts: Prof. Dr. Lukas Bormann, Prof Dr. Sabine Pankuweit, Bischof Dr. Michael Gerber, Bischof Prof. Dr. Martin Hein (Fotos: Karl-Günter Balzer) 

 

Marburg. Die neutestamentliche Theologie schaut mit historisch-kritischem Blick auf die Texte der Bibel. Gleichzeitig schärft dieser Blick die Wahrnehmung für die Themen und Probleme der Gegenwart und der Zukunft.

 

Diese Sicht der Dinge zog sich durch alle Grußworte bei der Eröffnung der diesjährigen Tagung der Internationalen Gesellschaft für neutestamentliche Studien (Studiorum Novi Testamenti Societas – SNTS) in der Aula der Alten Universität. Zum zweiten Mal findet dieses Treffen in Marburg statt. Über 300 Wissenschaftler aus der ganzen Welt tauschen sich über den Stand der neutestamentlichen Forschung aus. Das letzte Mal war dies 1954 in Marburg der Fall. Damals war der berühmte neutestamentliche Theologe Rudolf Bultmann Präsident der SNTS. 

 

Bischof Hein hielt fest, dass die Christen nicht mit einem naiven Blick in die Bibel auf die Herausforderungen unserer Zeit  antworten können. Dabei nannte er die Klimaproblematik, die gesellschaftlichen Aufspaltungen und Spannungen und die Digitalisierung. Es bedürfe exegetischer Methoden, um aus dem geschriebenen Wort Gottes den Willen Gottes zu verstehen. 

 

Ausdrücklich würdigte Hein die Bedeutung Rudolf Bultmanns und anderer namhafter kritischer Theologen für die Kirche. Zugleich hielt er fest, dass sich während der letzten Jahrzehnte in der neutestamentlichen Forschung viel getan habe. Neue Texttheorien, literatur-, sozial- und mediengeschichtliche Forschungen, die Interkulturelle und die feministische Theologie hätten den Blick erheblich geweitet.

 

Weitere Grußworte sprachen der katholische Bischof von Fulda Dr. Michael Gerber und Prof. Dr. Marcell Saß als Dekan des Fachbereichs Evangelische Theologie. Eröffnet wurde die Tagung von der Vizepräsidentin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Sabine Pankuweit. 

 

An die berühmten Schatten, die durch die Gemäuer der Alten Universität ziehen, erinnerte der derzeitige Präsident der SNTS, Prof. Dr. Jean Zumstein (Zürich). Damit spielte er auf die vielen namhaften Theologen, Philosophen und Wissenschaftler an, die in den geschichtsträchtigen Räumen der Alten Universität geforscht und gelehrt haben. Ausdrücklich dankte Zumstein dem Team, das unter Leitung von Prof. Dr Lukas Bormann und Prof. Dr. Angela Standhartinger die Tagung vorbereitet hatte. (30.07.2019)

 

Bildgalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer)