Seit 25 Jahren an der Seite von Bauern und Bäuerinnen in Not

Die ländliche Familienberatung „Familie und Betrieb“ feierte Jubiläum

Von Karl-Günter Balzer

Ehrung der Absolventen und Absolventinnen der Ausbildungskurse (Foto: Karl-Günter Balzer)

 

 

Hofgeismar, Treysa. Die Landwirtschaft steckt in einer tiefen Krise und ist in der Gesellschaft heftig umstritten. Das trifft gerade Menschen in den bäuerlichen Familienbetrieben manchmal hart und persönlich. Aus den äußerlichen Konflikten und wirtschaftlichen Krisen erwachsen Paar- und Familienkonflikte. Die Generationen, die unter einem Dach zusammenleben, geraten in Streit miteinander. Und oft sind die Fragen, wie und wann der Hof übergeben wird, noch ein eigenes Konfliktfeld.  

 

Um hier zu helfen, wurde 1994 in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck die Evangelische Familienberatung mit Sitz in Treysa gegründet. Acht Jahre später stieg auch die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau in die Trägerschaft ein. Gleichzeitig wurde der bis heute gültige Name eingeführt: „Familie und Betrieb – Ländliche Familienberatung“. Am vergangenen Sonntag konnte das 25-jährige Jubiläum gefeiert werden.

 

Der Synodalsaal in der Evangelischen Akademie Hofgeismar bot den angemessenen Rahmen für die Jubiläumsfeierlichkeiten. Hartmut Schneider als Geschäftsführer von Familie und Betrieb konnte beeindruckende Zahlen vorweisen: „Fast 6000 Menschen wurden in rund 2000 Beratungsprozessen begleitet und beraten. Mehr als 70 Frauen und Männer haben an sieben zweijährigen Ausbildungskursen in Seelsorge und Beratung teilgenommen.“ Zusammen mit Fachreferentin Christina Meibohm ehrte Schneider die anwesenden Absolventen dieser Ausbildungsjahrgänge. 

 

Prälat Bernd Böttner bezog sich in der Festpredigt auf die Grünen Kreuze, die zurzeit auf vielen Äckern stehen. Mit den Kreuzen protestieren Landwirte gegen die derzeitige Agrarpolitik, den Strukturwandel und die Kritik aus der Gesellschaft. Sie fürchten zwischen Markt und Anspruch der Gesellschaft zerrieben zu werden.  Böttner wies darauf hin, dass weder stiller noch lauter Protest allein helfen. Dazu brauche es Menschen, die sich der Nöte und Sorgen annehmen.

 

Dass es hierbei eine gute Zusammenarbeit mit anderen Institutionen gibt, darauf wies Anne Mawick vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) hin. Gemeinsam wurde ein System der Komplementärberatung entwickelt, in dem beide Einrichtungen zusammenarbeiten. Nicole Beckmann, die Leiterin des Referates „Wirtschaft – Arbeit – Soziales“ der EKKW, verwies auf die gute und tragfähige Basis, auf der Familie und Betrieb als Teil dieses Referats und insbesondere der zugehörigen Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ stehe. 

 

Glückwünsche und Wertschätzung kamen in den Grüßen von Heidemarie Scharf vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Peter Voss-Fels, dem Generalsekretär des Hessischen Bauernverbands und Hildegard Schuster, Präsidentin des Landfrauenverbands Hessen, sowie Vertretern der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landwirtschaftlichen Familienberatungen und Sorgentelefone zum Ausdruck.

 

Familie und Betrieb hat sich in all den Jahren immer wieder verändert und neue Beratungsansätze entwickelt und übernommen. Dass das nicht nur im Rückblick, sondern auch mit Blick auf die Zukunft ein vielversprechendes und notwendiges Angebot ist, wurde in Schneiders Worten deutlich, mit denen er das Selbstverständnis der Einrichtung zusammenfasste: „Wir sind an der Seite von Menschen aus Familienunternehmen der Landwirtschaft. Methodisch auf der Höhe der Zeit und selbstverständlich immer im Wandel. Mit der Achtung vor dem fremden Gegenüber und … zu uns selbst: Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe!“ (10.11.2019)

Weitere Informationen:

 

Die Haltung der Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ zu den Grünen Kreuzen sowie die Predigt von Prälat Bernd Böttner finden sie auf www.arbeitswelt-ekkw.de. Weitere Informationen über Familie und Betrieb gibt es auf www.familieundbetrieb-hessen.de.

Bildergalerie (alle Karl-Günter Balzer)