Zum Vorteil von kleinen und großen Menschen

 

Zehn Kirchengemeinden bilden einen Verband für ihre Kindergärten

 

Von Karl-Günter Balzer

Die Vorstände Pfr. Hardy Rheineck (rechts) und Andreas Reißmann (links) beim ersten Treffen zusammen mit dem Aussschuss des Kita-Zweckverbandes (Foto: Karl-Günter Balzer)
Die Vorstände Pfr. Hardy Rheineck (rechts) und Andreas Reißmann (links) beim ersten Treffen zusammen mit dem Aussschuss des Kita-Zweckverbandes (Foto: Karl-Günter Balzer)

Cölbe. Es soll einfacher werden und zugleich soll es effektiver sein. Diesen Ansatz verfolgen viele öffentliche Einrichtungen. Im Evangelischen Kirchenkreis Kirchhain schlossen sich zum 1. Januar zehn Kirchengemeinden zusammen, um ihre Kindertagestätten (Kitas) in einem gemeinsamen Zweckverband zu verwalten und zu organisieren. Pfarrer Hardy Rheineck aus Wohra bildet zusammen mit Betriebwirt Andreas Reißmann den geschäftsführenden Vorstand. Sie werden begleitet von einem Ausschuss, in dem die einzelnen Kirchengemeinden vertreten sind.

 

Das hört sich nach Mehraufwand an, aber die Vorteile, die Rheineck aufzählt, sind beeindruckend. Zum Beispiel ist da die bessere Absicherung für die 160 Mitarbeitenden zu nennen. War es bisher unsicher, ob Stellen ganz oder teilweise wegfallen, wenn die Zahl der Kinder in einer Einrichtung zurückgeht, so sind sie künftig durch die Anstellung beim Zweckverband auch in anderen Einrichtungen einsetzbar und abgesichert. Ebenso ist es durch gemeinsame Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen möglich, den pädagogischen Standard in den evangelischen Kitas hochzuhalten und zu verbessern. Und das kommt unmittelbar den Kindern zugute.

 

Auch für die Kirchengemeinden wird es spürbare Veränderungen geben. Kirchliche Kitas haben ein christliches Profil. War die Kita bisher häufig mit einem großen Verwaltungsaufwand verbunden, der viele Kräfte band, so können sich Pfarrerinnen und Pfarrer künftig stärker der Religionpädagogik widmen, kind- und familiengerechte Gottesdienste feiern und den kleinen und großen Menschen im Kindergarten zur Seite stehen.

 

Natürlich geht es auch um Geld. Immerhin übernehmen die politischen Gemeinden nach Abzug der Elternbeiträge den Großteil der Kosten einer Kita. Dazu sind sie laut Subsidiaritätsprinzip auch verpflichtet. Die Gesetzgeber wollten, dass der Staat nicht alles selbst macht, sondern dass freie Träger öffentliche Aufgaben übernehmen und dafür finanziell ausgestattet werden. Zu diesen freien Trägern gehören neben evangelischer und katholischer Kirche auch andere Akteure und Vereine. Rheineck betont, dass die Kirchen die einzigen freien Träger sind, die in erheblichem Umfang eigene Gelder mit in die Finanzierung der Kitas einbringen. Immerhin sind das im Kirchenkreis Kirchhain zwischen zehn und zwanzig Prozent der offenen Kosten.

 

Klar, dass es dabei immer wieder Verhandlungsbedarf zwischen Kirchen und Gemeinden gibt. Der geschäftsführende Vorstand wird dies in Zukunft für alle Mitglieder des Verbandes übernehmen. Dem Vorstand ist dabei an einer vertrauensvollen und transparenten Zusammenarbeit mit den Kommunen und Kirchengemeinden gelegen. Die Teilzeitstellen von Reineck und Reißmann werden übrigens allein von der Kirche als zusätzliche Leistung finanziert. Der Haushalt der Kitas wird nicht in Anspruch genommen und somit wird es für die Eltern und die Kommunen nicht teurer. (23.01.2016)

 

Info:

Zum Zweckverband Evangelische Tageseinrichtungen für Kinder im Kirchenkreis Kirchhain gehören die Evangelischen Kirchengemeinden Betziesdorf, Cölbe, Großseelheim, Halsdorf, Langenstein-Niederwald, Niederasphe, Rauschenberg-Ernsthausen, Schweinsberg, Wetter und Wohratal-Wohra. Zurzeit werden 580 Kinder betreut. Es sind 160 Menschen in Ganz- oder Teilzeit-Stellen tariflich angestellt. Das Haushaltsvolumen des Zweckverbandes beträgt ca. 4,7 Millionen Euro, der Anteil der Kirche beträgt ca. eine halbe Million Euro. Zum Subsidiaritätsprinzip gibt es einen guten Artikel auf wikipedia.de.

Die Mitglieder des Ausschusses beim Versuch, zehn Kindertagesstätten an ihren Standorten im Kirchenkreis Kirchhain zu zeigen. Ein dichtes Netz ist entstanden. (Foto: Karl-Günter Balzer)