Der Reichtum einer Evangelischen Kirchengemeinde

 

Ehrenamtliche gestalten das Außengelände der Kirche in Bracht

 

Von Karl-Günter Balzer

Heinrich Vollmer, Peter Schleich, Heinrich  Schmidt, Adam Klein und  Heiko Knöppel beim Setzen der Randsteine (Foto: Wiegand Schütz)

Bracht. Diese Kirchengemeinde ist reich. Sie hat zwar nur wenig Geld – aber sie hat viele zupackende Menschen. Und das gleicht die fehlenden Euros mehr als aus. Rund um die Kirche und hinüber zum Martin-Luther-Haus, dem Gemeindehaus der Brachter, sind im letzten Jahr neue Wege und Flächen entstanden. Ordentlich gepflastert, schön anzusehen und behindertengerecht. Und das alles in ehrenamtlicher Arbeit.

 

Wiegand Schütz, Mitglied im Kirchenvorstand, blättert in Papieren, Listen und Aufstellungen. Akribisch hat er aufgeschrieben, wer alles wann und wie lange mitgearbeitet hat. 36 Menschen waren das, viele im Rentenalter. Auch der Pfarrer hat die Ärmel hochgekrempelt. Vier Männer haben mehr als 100 Stunden auf der Baustelle gearbeitet: Peter Schleich (135), Heinrich Schmidt (128), Adam Klein (119) und Heinrich Vollmer (115). Der 81-jährige Klein hat nicht nur tatkräftig angepackt, sondern fachkundig die praktische Arbeit angeleitet. Dankbar ist der Kirchenvorstand allen, auch den vielen jungen Helfern, die ihre Samstage und Feierabende eingebracht haben. Und auch den Frauen, die mit handfester Kost die Arbeiter versorgt und bei Laune gehalten haben, gilt Dank und Anerkennung. Insgesamt hat Schütz 923 Stunden ehrenamtlicher Arbeit seit dem 12. September des letzten Jahres notiert. Jetzt ist es fertig geworden. Nur das Gras auf der neu eingesäten Wiese muss noch wachsen.

 

Begonnen hat alles vor fünf Jahren. Da wurden vom Sicherheitsbeauftragten des Kirchenkreises Kirchhain die alten Wege moniert. Das Pflaster war uneben und enthielt viele Stolperfallen. Schön anzusehen war es schon längst nicht mehr. Zudem war das Kirchengelände nur über Treppen zu erreichen.

 

Im Kirchenvorstand begann das Nachdenken und Grübeln, wie die Situation verbessert werden könnte. Geld gab es nicht. Aber dafür viele Ideen. Die Rückseite des Kirchengeländes geriet in den Blick. Dort, wo einst nur ein wenig schönes Gelände lag, war durch die Stadt Rauschenberg ein ansprechender Dorfplatz geschaffen worden. Dorthin gab es ein kleines Verbindungstürchen. Dieses wurde nun immer öfter genutzt, auch wenn Kirche und Gemeindehaus nur über eine Wiese zu erreichen waren.

 

Und dann erkannte der Kirchenvorstand die neuen Möglichkeiten. Von der Seite des Dorfplatzes ließ sich der Zugang zum Gelände barrierefrei  gestalten. Im Gegensatz zur vielbefahrenen Kreisstraße waren auf dieser Seite sichere Parkmöglichkeiten gegeben. Schon längst wurde das Martin-Luther-Haus bei Veranstaltungen auf dem Dorfplatz als Küche genutzt. Und umgekehrt wurde der Dorfplatz bei kirchlichen Veranstaltungen als Open-Air-Gelände einbezogen.

 

Die Idee von Pfarrer Dierk Brüning und dem Kirchenvorstand war nun folgende: Nicht nur die beiden alten kurzen Wege sollten erneuert werden, sondern rund um die Kirche über die bisherige Wiese sollte ein weiterer Weg behindertengerecht zu Kirche und Gemeindehaus gepflastert werden. Als der Kirchenkreis Kirchhain dann aus dem Inklusionsfonds und den Baumitteln eine 50-prozentige Finanzierung zusagte, gingen die Brachter an die Umsetzung des Planes.

Das Geld des Kirchenkreises sollte alleine für Baumaterial in Anspruch genommen werden. Die Kosten der Baumaßnahme wurden auf insgesamt 24.000 Euro geschätzt.  Eigenes Geld der Kirchengemeinde für die praktische Ausführung gab es nicht. Aber die Unterstützung aus Dorf und Kirchengemeinde war enorm. Spenden trudelten ein, die ansässigen Firmen, Vereine und Einzelpersonen sicherten kostenfreie Unterstützung zu und schließlich fanden sich etliche Menschen bereit, den Wegebau und die Pflasterung selbst vorzunehmen. So, und nur so, konnte die Gemeinde ihre Hälfte zur Finanzierung der Baumaßnahme aufbringen.

 

Wiegand Schütz und Peter Schleich haben sich um die Koordinierung und den reibungslosen Ablauf auf der Baustelle gekümmert. Dazu gehörte auch, dass die Baumaterialien rechtzeitig vor Ort waren. Und so rechnet er vor: über 8000 Pflastersteine aus Beton wurden auf einer Fläche von 160 Quadratmetern verlegt. Dazu kamen 1500 Basaltsteine am Rand der Wege, die anspruchsvoll in Beton gesetzt wurden.

 

Der Kirchenvorstand ist beeindruckt von der Unterstützung der Brachter Menschen und sehr dankbar. Bereits am Pfingstmontag wurde das neugestaltete Außengelände eingeweiht. Aber ein Fest für die Helfer steht noch aus. Das kündigt Pfarrer Dierk Brüning an. Vielleicht kann dabei das Außengelände und der nun eng verbundene Dorfplatz genutzt werden. (10.06.2016)

Bildgalerie vom Bau der Wege