Der „Luther-Sound“ weht über den Marktplatz

 

Marburg feiert den Reformationstag ökumenisch

 

Von Karl-Günter Balzer

Marburg. In den vier großen Innenstadtkirchen, der Elisabethkirche, der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien, der Universitätskirche und der katholischen Kugelkirche, nahm der „Marburger Reformationsweg“ zum Marktplatz seinen Anfang. 499 Jahre nach der Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther, die als Auslöser der Reformation gelten, wurde das Jubiläum eröffnet. In einem Jahr wird es zum Höhepunkt und Abschluss kommen. Bis dahin wird es deutschland- und weltweit viele Veranstaltungen geben. So auch in Marburg.

 

„Wir feiern konsequent ökumenisch und darauf bin ich stolz“, erklärte Propst Helmut Wöllenstein zu Beginn eines Gottesdienstes auf dem Marktplatz. 200 Menschen waren von den einzelnen Kirchen nach einer Andacht dorthin gekommen, um an dem Gebet für die Stadt teilzunehmen. Pfarrerin Katja Simon wünschte Marburg Gottes Segen. Fein unterschied sie das von guten Wünschen, denn Segen sei die Zusage, dass Gott nahe sei und für den Gesegneten eintrete. Marburg habe Grund zum Jubeln, weil sich in der Stadt viele Menschen für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, stellte Pfarrer Uli Biskamp fest. Und der katholische Dechant Franz Langstein hob hervor, dass Christen dadurch ihr Licht leuchten lassen, indem sie leben, was sie sind: Gottes Kinder. Einen Blick hinter den Horizont wagte Propst Helmut Wöllenstein. In poetischen Worten sah er mit dem  himmlischen Jerusalem ein himmlisches Marburg, in dem Gott bei den Menschen wohnt und sie zu seinen Völkern macht.

 

Es war der vertraute Klang der Luther-Übersetzung, der in den Lesungen erklang. Und doch war etwas anders. Aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums hat die Evangelische Kirche in Deutschland die Lutherbibel überarbeitet. In einer behutsamen Revision wurde der Text an heutigen Sprachgebrauch angepasst. Gleichzeitig wurde auf die Treue zum hebräischen und griechischen Urtext und zum Luther-Deutsch geachtet. Propst Wöllenstein hob hervor, dass der für die evangelische Kirche so typische „Luther-Sound“ bewahrt worden sei.

 

Die neue revidierte Lutherbibel wurde mit dem Reformationstag 2016 offiziell in Gebrauch genommen. Aus diesem Anlass schenkte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ihren Gemeinden eine neue Altarbibel. Wie an vielen Orten waren diese Altarbibeln zu Beginn des Marburger Reformationsweges in den drei evangelischen Kirchen feierlich ausgetauscht  worden. In der ganzen Landeskirche sind das insgesamt 1551 Altarbibeln, die neu aufgelegt worden sind. Mit einem Schmunzeln überreichte Propst Wöllenstein der anwesenden Stadträtin Kerstin Weinbach die Nummer 1552 als Geschenk an die Stadt Marburg und zu einem gesegneten Gebrauch im Rathaus. (31.10.2016).

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